DER NEUE HEIMATFILM #32
3 GENERATIONEN,
3 REGISSEURINNEN
In weniger als 3 Wochen startet das Filmfestival in seine 32. Ausgabe! Insgesamt werden rund 50 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme in der letzten Augustwoche auf den Leinwänden in Freistadt zu sehen sein.
Ein Spezialprogramm widmet das Festival in diesem Jahr drei Regisseurinnen dreier aufeinanderfolgender Generationen einer georgischen Familie, die maßgeblichen Anteil haben an der Bedeutung des georgischen Films:
Nutsa Gogoberidse, Lana Gogoberidse und Salomé Alexi.
Nutsa Gogoberidse gilt als erste sowjetische Filmemacherin überhaupt und hat 1930 den Dokumentarfilm BUBA gedreht. Ihre Tochter Lana Gogoberidse zählt zu den bedeutensten georgischen Filmemacher*innen und legte mit ihrem Film EINIGE INTERVIEWS ZU PERSÖNLICHEN FRAGEN einen der ersten feminitischen Filme der Sowjetunion vor. Und ihr Enkelin Salomé Alexi konnte mit ihrem Debütlangfilm LINE OF CREDIT bereits internationale Erfolge feiern.
Besonders freut uns, dass Lana Gogoberidse, die in diesem Jahr ihren 91. Geburtstag feiern wird, und ihre Tochter Salomé Alexi beim Festival in Freistadt zu Gast sein und auch ein ausführliches Publikumsgespräch am Festivalsamstag bestreiten werden.
Das Programm umfasst drei Filme, die die Georgische Filmgeschichte geprägt haben, und die kaum unterschiedlicher sein könnten, thematisch und formensprachlich. Was sie aber eint ist der Mut Wahrheit mit kinematografischen Mitteln zu zeigen, ein präziser Blick auf die Lebensbedingungen von Frauen und eine unverfehlbare ästhetische Qualität.
GESPRÄCH MIT LANA GOGOBERIDSE & SALOMÉ ALEXI
mit Lesung aus Lana Gogoberidses 2019 erschienener Autobiografie "Ich trank Gift wie kachetischen Wein"
moderiert von Filmpublizist Robert Fischer
Freitag, 23. August, Eintritt frei
Nähere Information zu den Regisseurinnen:
NUTSA GOGOBERIDSE
wurde 1902 in Saingilo, im heutigen Aserbaidschan, geboren. Nach dem Studium der Philosophie in Jena drehte sie 1927 im Alter von 25 Jahren mit Michael Kalatosov ihren ersten Dokumentarfilm MATI SAMEPO (THEIR EMPIRE). 1934 drehte sie den Spielfilm UJMURI (CHEERLESS) als erste sowjetische Frau überhaupt. 1937 wurde sie als «Mitglied der Familie eines Staatsfeindes» verhaftet und für zehn Jahr ins Exil geschickt. Ihre Filme wurden verboten. Nach ihrer Rückkehr war ihr die Arbeit beim Film verwehrt und sie arbeitete in Tbilissi am Institut für Linguistik. Sie starb 1966 in Tbilissi, Georgien. Ihr filmisches Werk wurde erst nach ihrem Tod wiederentdeckt. BUBA wurde 2013 in Tbilissi zum ersten Mal wieder öffentlich aufgeführt.
LANA GOGOBERIDSE
wurde 1928 in Tbilissi geboren als Tochter von Nutsa Gogoberidse. Im Zuge der stalinistischen Säuberungen wurde ihr Vater, Levan Gogoberidse, 1937 hingerichtet, und ihre Mutter für 10 Jahre nach Sibirien verbannt. Lana Gogoberidse wuchs danach bei ihren Tanten auf. Nach einem Anglistikstudium an der Universität von Tbilisi sschloss sie 1958 ein Regiestudium in Moskau ab. Trotz Problemen mit der sowjetischen Zensur schaffte sie es, ihre Filme international zu präsentieren. Sie war erste Präsidentin des Verbandes «Kino Women International», Leiterin der Regieabteilung der Rustaveli Theaterschule sowie des Studios Kartuli Pilmi (heute Georgia Film). Nach der Unabhängigkeit Georgiens engagierte sie sich in der Politik. Von 1992 bis 1995 saß sie im georgischen Parlament und ging 2004 als Botschafterin nach Paris. Sie lebt und arbeitet in Tbilissi.
SALOMÉ ALEXI
heißt eigentlich Nutsa Alexi Meskishwili und wurde 1966 in Tbilissi geboren. Tochter von Lana Gogoberidse. Sie ist Absolventin der Tbilissi State Academy of Fine Arts und der Filmhochschule La Fémis in Paris. Sie lebt in Deutschland und Georgien. LINE OF CREDIT feierte in Venedig Premiere und gewann den Preis für die beste Regie beim Tbilissi International Film Festival. Mit ihrem tragikomischen Kurzfilm FELICITÀ war Salomé Alexi bereits 2010 in Freistadt zu Gast.
Das Festival findet von 21. bis 25. August statt - save the date!
Das komplette Festivalprogramm inklusive Spielplan wird am 10. August veröffentlicht.