von Gerlinde Miesenböck
Ausstellung 25. - 29. August, Salzhof Freistadt
AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG
Do 26. August, 18.00, Salzhof
Dieses Foto-Projekt behandelt das Thema Familie im erweiterten Sinn: Familie steht immer wieder im Zentrum ideologischer Diskussionen. Als Institution ist sie im Wandel, politisch ist sie umkämpft; dazwischen steht das Individuum, das sich lebensgeschichtlich damit identifiziert, aber doch unter veränderten Vorzeichen eine neue Zugangs- weise für sich sucht.
Ich interessiere mich also für Kontinuitäten, sozialen Werte und deren Bruch, für das Verhältnis zu den imaginierten Vorfahren und Familienmitgliedern, für die Verbunden- heit zu Orten und ihren Menschen, zugleich aber auch für den sozialen Umgang mit familiärer Fotografie und Souvenirs.
Die Fotografien entstehen an Orten meiner Kindheit, teilweise in der leer stehenden Wohnung der verstorbenen Großeltern, als Akteure dienen mir Familienmitglieder, die in die Räume inszeniert werden, deren performative Interaktionen eine Beziehung zu den Orten hin zum Blick der Kamera/des Betrachters herstellen.
„Die fotografischen Arbeiten von Gerlinde Miesenböck sind subjektive, meist autobiografisch geprägte Untersuchungen ihrer unmittelbaren Umgebung. Landschaft, Heimat und Familie werden kritisch reflektiert. Die Fotografin erweitert die dokumentarische Verwendung des Mediums dabei durch zurückhaltende (Selbst-)Inszenierungen.
2008–2010 entstand „Das Erbe“ an Orten ihrer Kindheit und mit Familienmitgliedern als AkteurInnen. Es sind Bilder, die anhand der eigenen Familie den Momenten nachspüren, die das Wesen dieses sozialen Systems ausmachen. As den Räumen, Gesten und Farben der aufnahmen sprechen die verschiedenen parallelen Wirklichkeiten des Zusammenlebens: Familie als Ort der Geborgenheit, als hierarchisches Konstrukt, als Institution im Wandel. Familien konstruieren und bestätigen sich nicht zuletzt in Form von Familienfotografien, wie sich auch in „Das Erbe“ den Hintergrund vieler Bilder einnehmen. Die historischen Aufnahmen bilden Zeitfenster in die Vergangenheit, in denen sich das Individuum in dieser Gemeinschaft spiegelt, die ihm Bezugs-, Anziehungs- und Abstoßungspunkte werden. Die Bildräume sind voller Andeutungen, lassen Kontinuitäten, Widersprüche und Brüche zwischen Generationen erahnen. Als Inszenierungen sind diese persönlichen Annäherungen bzw. Distanzierungen auf andere Weise als dokumentarische Fotografien eine Art seismografische Aufzeichnung des Zweifels an traditionellen familiären Strukturen.“
(Stefanie Hoch, Triennale 1.0 Katalog, Landesgalerie Linz, 2010)
Gerlinde Miesenböck (*1978, Freistadt/AT) studierte und promovierte an Kunstuniversitäten in Österreich, England und Finnland. Für ihre Projekte erhielt sie bereits zahlreiche bedeutende Preise, Stipendien und Artist-in-Residencies im Ausland. Sie zeigt ihre Werke international in Ausstellungen namhafter Institutionen auf drei Kontinenten. Ihre fotografischen Arbeiten befassen sich mit Fragen zu Heimat und Identität sowie mit dem Portrait im digitalen Zeitalter.
Gerlinde Miesenböck lebt und arbeitet in Deutschland und Österreich.